Fast zwei Monate ist es jetzt her, dass der Württembergische Landessportbund (WLSB) den Sportvereinen dringend empfahl, den Trainingsbetrieb bis zum Ende der Osterferien auszusetzen. Wenig später, am Abend des letzten Schultages vor Schließung der Schulen, endete dann auch der Trainingsbetrieb der Schützengilde mit einem Jugendtraining. Die Kreismeisterschaften, auf die vor allem unsere Jugend hart trainiert hatte und die am folgenden Wochenende begonnen hätten, waren zu diesem Zeitpunkt bereits abgesagt. Dass auch alle weiteren nationalen Schießsportmeisterschaften abgesagt werden würden, erfuhren wir erst später.
Was tut nun ein Schützenverein, wenn alle Turniere, Meisterschafts- und Ligawettkämpfe abgesagt, der Trainingsbetrieb ausgesetzt sowie das Schützenhaus geschlossen ist und man sich wegen des Kontaktverbotes auch privat kaum treffen kann? Geht jeder seine eigenen Wege? Verläuft sich der Verein? Hört er einfach auf, zu existieren?
Nein, genau das nicht: Die Schützengilde war schon vor der Krise digital, auch wenn das nicht immer jedermanns Sache war. Hinzu kam jüngst noch eine Premiere: Die erste Vorstandssitzung per Video-Konferenz! Inzwischen ist der Austausch über die sozialen Medien zum Normalzustand geworden, man trifft sich nicht mehr im Schießhausweg, sondern im Internet. Etwa die Hälfte des Vereins, über alle Altersgruppen hinweg, darunter die gesamte Jugendabteilung, folgt dem virtuellen Vereinsleben praktisch täglich.
Aber womit beschäftigen sich Schützen, die nicht schießen können?
Na ja, natürlich gibt es auch Zuhause viele Trainingsmöglichkeiten und es werden entsprechende Trainingstipps geteilt. Insgesamt hält sich der häusliche Trainingsfleiß zwar sehr in Grenzen, andererseits nimmt der Allgemeinsport mehr Raum ein – dafür sind Schützen ja eigentlich nicht berühmt. Aber: Kraft, Ausdauer und koordinative Fähigkeiten werden tatsächlich deutlich mehr trainiert als in normalen Zeiten.
Zugleich findet immer mehr Austausch statt über Dinge, die gar nichts mit dem Schießsport zu tun haben. Da wir in diesen Zeiten alle im Stress sind, gehört auch das dazu: Frust ablassen. Schließlich ist geteiltes Leid halbes Leid. Und geteilte Freude ist doppelte Freude. So wurde zum Beispiel auch gern über Musik und Filme diskutiert. Und ganz erstaunlich häufig: Essen, Kochen und Backen. Natürlich auch über aktuelle Entwicklungen und Beschlüsse der Landesregierung. Oder – ja, das gibt es tatsächlich auch noch – über andere Freizeitaktivitäten! Man wundert sich täglich, was man alles nicht über seine Vereinskameraden wusste.
Trotzdem wird es jetzt langsam Zeit, wieder zum normalen Sportbetrieb zurückzukehren. Ein Ausnahmezustand sollte, dem Wortsinn nach, ein Zustand sein, der die Ausnahme ist. Darum schmiedet die Schützengilde auch bereits Pläne für die Zeit danach. Die nächste Video-Konferenz des Vorstandes steht bereits im Kalender.
Bleibt gesund!
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